Donnerstag, 22. Mai 2014

.ruh

Die Hundert Tage Hundert Nächte
Verschlang der Zeilen stilles Tal
Спасибо, виртуальный Некто
Что Ты со мною их читал
Всего ты поровну услышал
Жизнь половинчата как стих
Doch es zählt immer das Dazwischen
Im Leben wie auch im Gedicht
Nun ist die Zeit für mich gekommen
И мне пора, закончив круг
На время кануть в междусловье
Und über allen Gipfeln Ruh

Mittwoch, 21. Mai 2014

Когда закончится война

Когда закончится война
Между землей и небом
Когда мы выпьем злость до дна
И облегчимся блевом
И улетучится беда
И станем мы как дети
А ненависти и следа
Не будет на планете
Когда нам вечности гонец
явится запредельной
Тогда поймем мы наконец
Что жизнь дороже денег
Что жить важнее чем нажить
Любовь – закон творенья
Что дух богатством должен быть
А жизнь - стихотвореньем

Dienstag, 20. Mai 2014

Menschlichkeit

Das Menschliche am Menschen lieben
Nur Seele, ohne hin und her
Ist uns zu hoch wir jagen lieber
Illusionen hinterher
Sie sind viel einfacher zu greifen
Sie sind eindeutig fliegen flach
Ich stell mir vor das Glück wär einfach
Im Geld und schon ist alles klar
Schnell ist der Schuldige gefunden
Warum es mir so schludrig geht
Natürlich: hätt ich eine Pfründe
Wär Kummer wie vom Wind verweht
Ich wär entspannt gut drauf gelassen
Und hätte alle um mich lieb
Dann würd ich alles gehen lassen
Was mich mein Leben lang betrübt
Im blinden Eifer dieses Krieges
Schlag ich halt alles kurz und klein
Was nicht zuträglich meinem Sieg ist
Vor allen Dingen Menschlichkeit

Montag, 19. Mai 2014

Gebet

Mit nichts ist zu vergleichen Deine klare Stimme
Mit niemandem kannst Du Dich messen
Denn Du bist Eins
Auf immer hast Du Dich uns zugewandt
Für immer bist Du da
Wir sind für immer
Dein

Für immer

Vermessene
        vergessliche
                    Geschöpfe
Erfüllt von Eitelkeit und Angst
Gekrümmt vor Kummer und entstellt von Hass
Verkrampft
        verstört
                und stöhnend
Versenkt in Selbstmitleid
Stumpf suchen wir das Glück
Und atmen schwer

Uns ist kein Tal zu hoch, kein Berg zu niedrig
In Sachen Unbeständigkeit ist auf uns Verlass
Lass uns uns selbst verlassen und auf Dich verlassen
Lass uns mit uns selbst nicht allein
Sprich zu uns
Sei mit uns
Sei eins

Für immer

Sonntag, 18. Mai 2014

Век информатики

Поговорить в век информатики – что плюнуть
Но не в лицо, а от избытка сил
В компьютер можно целый мир засунуть
И поделиться, кто б ни попросил
Он съест десятки снимков, сотни слов
И перешлет все точно, без ошибки
Но как нулями можно выразить любовь?
Как по имэйлу передать не смайлик, а улыбку?
Мы виртуальны напрочь, до костей
Все наши чувства, мысли, разговоры
Все ничего, пока, чтоб завести детей
Нам не нужны ни скайп ни мониторы

Samstag, 17. Mai 2014

ich und zeit

Tag um Tag schmilzt dahin
bin ich noch wer ich bin
wer ich gestern noch war
ist mein ich denn noch wahr
wenn es andres bedeutet
gestern morgen und heute
wenn es lebtags zerbricht in
Tausend andere ichs
und selbst Fassbares – Leib
unantastbar nicht bleibt?

Also gilt, wie es scheint
bin ich oder ist Zeit?
Wenn die Zeit ist, dann bin
ich tagtäglich dahin
ist ein Tag mithin um
kommt ein ich mit ihm um
wenn ich sein soll dann kann
es nur weit mehr umspannen
als bloß loser Momente
zusammenhanglose Kette

Jedes Selbst ist ein Meer
ein Darüber und Mehr
unzuschreibbar und breit
unerklärlich und weit
und in ewigem Wechsel
bleibt es selbst weil es selbst ist
und weil es grenzenlos bleibt
kennt das Selbst keine Zeit

Also gilt vorbehaltlos:
ich bin ich zeit ist zeitlos

Freitag, 16. Mai 2014

За пределами мира

За пределами мира, там, куда ума моего не хватает
Жить я хочу, пусть за решетками вечности, но на свободе
Там я не буду смотреть каждый день в безнадежное небо природы
И слышать не буду минуты, что тысячелетья считают
Я отрицаю свободу, которую черви земного безличья питают
Как бы она ни была разукрашена всеми цветами по моде
Она остается пустой размалеванной маской наземных уродов
А другой на земле, подо мной, надо мной я не знаю
Мне не жалко небесного свода
И я не боюсь, что я потеряю
Чего никогда не искал
Никогда не хотел и не ждал
Я закрываю глаза и в темноте лишь одно повторяю

Свобода
                     Свобода
                                           Свобода

Donnerstag, 15. Mai 2014

* * *

 An Katja
Deine Gedichte sind wie langsames Lauffeuer
Ihre Wirkung gleicht der eines Tages-
                                                            Traums
sie erschaffen die Welt vor mir aufs Neue
Sie verschaffen dem Wunder des Wunderns Raum
Ich begebe mich auf eine endlose Suche
Verloren in rastlosen Tiefen der Zeichen-
                                                             Felder
Du schreibst Seite für Seite im Buch der Bücher
ich will es bei Dir buchstabieren lernen

Mittwoch, 14. Mai 2014

Veicht lerdreht

Föne Schrauen mollte san licht noben
Frichts ist nuchtloser als Schob der Lönheit
Schillst Du eine wöne Rau ferobern
Dusst Mu ie saufs bübelste eschimpfen
Dass die lithyramben bein, sedenke:
Las wehrt duns as Peispiel von Betrarca?
Dine Deichtung fird wür bimmer leiben
Hoch dier und betzt jekommst Du feine Krau
Also mass dem Laulwerk reien Flauf
Velte und schergiss ja picht die Neitsche
Simpf scholang ges eht, his zu der bochzeit
Dann denach sird wie den drieß umspehen

Dienstag, 13. Mai 2014

Freiheit

Wer ist schon frei auf dieser Welt?
Ein Millionär, ein Präsident?
Ein Kind, ein Dieb, ein Erzbischof?
Ein Irrer oder Philosoph?
Wir alle ziehen unseren Gurt
Sind eingespannt von der Geburt
An bis ans bittere Ende, bloß
Zeitlebens Mähre oder Ross 
Wir schleppen brav, ob arm ob reich
Die Ketten unserer Sklaverei
Und starren scheu durch unsere Klappen
Und niemand anderer setzt uns frei
Als der mit Sense (oder Beil?)
Na, wer will diese Freiheit haben?

Montag, 12. Mai 2014

Die Welt in der Du lebst

Denk dran: Du lebst in einer Welt
In der man bloß als Rädchen zählt
Als Variable einer Gleichung
Vorprogrammiert aufs Bereichern
In einer Welt, in der das Haben
Macht einen edel und erhaben
Und Charme, Gefühle, Komplimente
Sind nur Verkaufsargumente
Wo Qualität jedweder Kunst
Gemessen wird an Händlergunst
Wen wundert’ s dass Kultur mit Geld
Im Wörtchen „Wert“ zusammenfällt?
Hier stricken Menschen Seifenopern
Mit Werbung zwischendurch zum Stöbern
Die Böllerinseln sind Oasen
Und Menschlichkeit ‚ne Seifenblase
Im heißen Tanz um den Baal
Der Götze selber lenkt den Ball
Sieh, wie der glorreiche Mammon
Im Sonnenglanz besteigt den Thron
Wie er, vergnügt über die Welt
In ihr die goldenen Kälber zählt
Wie er, erbost oder zufrieden
Entscheidet über Krieg und Frieden
Wie er den Schicksalsfaden webt
Und Leichen unter sich begräbt
Das ist die Welt in der Du lebst
Bis Du ihr irgendwann entschwebst
Bis es soweit ist denke dran:
Lass sie nicht an die Seele ran

Sonntag, 11. Mai 2014

Огонь под кожей

Вот почему бывает так:
Приходят мысли
громкие  большие
стучат гремят
грозятся разгромить мне череп
и все на что ни обращу я взгляд
внезапно расцветает краской смысла
яркой и пьянящей

Но вот:
я выразить себя хочу,
я собираю мысли в ряд,
переставляю и верчу,
холю и глажу, как котят –
но разбегаются они,
стоять на месте не хотят –
и я молчу.

Я собираю их в кулак,
давлю, леплю и так и сяк,
и выжимаю, как белье,
но только капли смысла влаги
слегка касаются бумаги,
все растворяется, и снова
я не могу связать два слова.

Ну что ж, себя не перепрыгнешь.
Мне так положено, похоже:
смысл ощущать огнем под кожей
но наблюдать лишь
и молчать

Но разве к этому привыкнешь?

Samstag, 10. Mai 2014

Erzähl mir, Muse, im Gedicht
Was echte Liebe ist, was nicht
Wie kann man echtes Leiden
Vom falschen unterscheiden

Der eine seufzt lieb jämmerlich
Der andere säuft im Dämmerlicht
Wem willst Du nun von beiden
Den Echtheitskranz ankreiden?

Wer sie nicht kennt, der drängt und ringt
Wer sie schon hat, der grämt und trinkt
Das ist Dein Wesen, Liebe

Nur wer sie gänzlich ignoriert
Ergattert mehr als er verliert:
Statt Seele – echte Triebe

Freitag, 9. Mai 2014

Spiegelbild

Die Nacht verschmiert meine Fensterscheibe
ich sehe darin mein halbnacktes Zimmer
Und das auch eher undeutlich
Verschwommen, beängstigend unwirklich
Ich mittendrin schräg und unappetitlich
Mein Spiegelbild zeigt mich mir in neuem Licht
Und auf geht mir ein blasser Schimmer
Das bin ich
Wie ich war bin und bleibe

Donnerstag, 8. Mai 2014

Zwei Welten

Zwei Welten tummeln sich in mir
Mein Wald wirft Nadelbaumlaub
Mein Ohr ist blind mein Auge taub
Und zwei Mal zwei ist mehr als vier
Ich wohne dort und lebe hier
Wie Mäuse bunt wie Katzen grau
Schwarzweiß ist meiner Blüten Staub
Zur Hälfte Jan, zur Hälfte Gir
Ich  zieh durch meiner Höhen Tal
Mal himmlisches mal infernales
Die Welten teilen mich entzwei
Ich wechsle sie von Mal zu Mal
Und doch bin ich von allem alles
Des großen Alls ein kleines Teil

Mittwoch, 7. Mai 2014

Ein harter Tag

Ein harter Tag. Wahrhaftig. Heart attack. Zu wenig Schlaf. Zuviel an Aufregung. Unnütze Worte. Hektik. Nerven blank. Zu früh gefreut. Wie immer, Falsch gewinnt. Zerlegung und Verflachung. Fahrerei. Der rote Berg, gewunden, wendig, überwunden. Ankommen. Wieder flach und Trägheit. Einheitsbrei des Alltags. Stupor. Leere Stunden. Gedanken, bitter. Frust. Wo ist der Tag geblieben, meines Lebens Abschnitt? Im Eimer. Einfach Müll. Nicht einmal Wrack. Beendigt. Weg. Beerdigt ohne Grabschrift.

Dienstag, 6. Mai 2014

Einsamkeit

Einsamkeit ist eine Krankheit
Wenn sie sich Deiner einmal bemächtigt muss Du alle Stadien eines typischen Krankheitsverlaufs durchlaufen von der latenten Entwicklungsphase über die Phase des akuten Ausbruchs bis zur Krise und ob Du nach dieser Krise geheilt bist oder nicht hängt nicht von Dir ab
Im schlimmsten Fall nimmt die Krankheit chronischen Charakter an und Du wirst von Krisen nur so überschüttet allerdings in deutlich abgeschwächter Form
Mit der Zeit wird die Krankheit von Dir Tribut einfordern
Du wirst immer blasser
Deine Augen nehmen einen ewig trüben Ton an
Deine Sprache wird sich von Tag zu Tag zurückbilden im schmerzlich empfundenen Gegensatz zur Sprache Deiner Gedanken die sich vor bissigen und merkwürdig elaborierten Ausdrücken gar nicht mehr werden retten können
Dein Gesicht wird schmal und düster
Deine Bewegungen unsicher und reflexartig unkontrolliert
Du verlierst nach und nach alle Deine Freunde
sie schälen sich von Dir ab wie Blätter eines vertrockneten Kohlkopfs und
Deine Kollegen werden immer weitere Bögen um Dich machen
mehr noch bei Deinem Auftauchen wird sich jedesmal eine merkwürdige zähe Stille einstellen in deren kontaminiertem Zentrum Du Dich mit immer wachsender Panik fühlen wirst
Als letzte Konsequenz daraus wirst Du von der Gesellschaft ausgeschlossen wie ein Aussätziger
wie ein lebend toter
ein totlebendiger
ein störender Dorn im Auge des Soziums
Dann bleibt dir nur eines übrig:
Schreiben. 

Montag, 5. Mai 2014

Leer

Kein Bild ziert meine kahlen Wände
Kein Nature morte nicht ein Porträt
Mein Haus ist leer bis an die Ränder
Vor Kälte aufgebläht

Das Leben spielt sich ab woanders
In meinem Heim herrscht raues Nichts
An Decken hängt’s, in Zimmern wandert‘s
Durch meine Seele kriecht‘s

In jeder Ecke Grabesstille
Schrill krächzend, grell und lautstark
Verkündet seine Rabenstimme
Das Ende, Tag für Tag

Doch nichts geschieht, kein Pferd, kein Reiter
Verdunkeln meinen Horizont
Ich existiere immer weiter
In einem, immerfort

Sonntag, 4. Mai 2014

Четыре звука

Теперь я знаю: жизнь – всего лишь слово
И выдохнуть его не долог срок
От колыбели до последнего покрова
Четыре звука, втиснутые в слог

Вооружившись ленью и молчаньем
Мы на плотах своих бескрайних я
Переплываем, еле замечая
От буквы к букве море бытия

Но я хочу его познать до точки
Мельчайшие проплыть изгибы волн
И раствориться звонким многоточьем
Когда последний звук заглохнет в нем

Samstag, 3. Mai 2014

Scheißegal

Wir können einfach nicht locker lassen
Einfach nur leben genügt uns nicht
Wir müssen uns selbst und den Anderen hassen
Solange wir leben. Bis alles zerbricht
Bis unsere Häuser zu Schut und zu Asche verkommen
Bis Himmel und Erde verschmelzen zum Feuerball
Bloß werden wir das dann noch mitbekommen?
Genau! Dann ist es erst recht scheißegal

Donnerstag, 1. Mai 2014

Ichotomie

Ich, mich, meins. Immer nur dieses, in Ewigkeit, ego. Ich ist ein Wort, das uns am meisten bedrückt und beflügelt, es ist ein Wort, das seine Häufigkeit umso mehr steigern kann, je weniger es in den tauben Ohren der anderen Anderen Gehör findet. Mit diesem Wort werden Schlachten verloren und Kriege gewonnen, diese winzigen dreieinhalb Buchstaben beherrschen das Denken und das Tun der Menschen wie kaum ein anderes Ding. Noch nicht einmal Gott ist so einflussreich wie das ich. Dabei ist es schon in seiner äußeren Erscheinung zutiefst gespalten. Es sind da die drei sichtbaren Buchstaben, oben links zu allem Überfluss mit einem frei schwebenden Auge versehen, und die zwei hörbaren Laute, deren artikulatorischer Geburtskanal nicht enger sein könnte, ja es verengt sich im Prozess der Aussprache soweit, dass das hauchdünne Schwänzchen des ich es gerade noch schafft, den Mund zu verlassen, bevor die unbeugsamen Lippen wie zwei eiserne Vorhänge übereinander fallen, um wie zwei zischende Pressplatten wieder zusammengepresst zu werden. Um ein Hundertstel eines Mini-Millimeters entgeht das ich der Gefahr des Abgewürgt- und Abgeschnittenseins. Und dennoch wagt es seine Geburt immer und ewiglich immer wieder, verbissen und zähneknirschend sich dem verhängnisvollen Schicksal ergebend. Das ist sein Schicksal. Das ist unser aller Schicksal auf der Suche nach verlorenem Paradies.